SOAR

Aus ISMS-Ratgeber WiKi
Zur Navigation springenZur Suche springen

SOAR steht für 'Security Orchestration, Automation, and Response'. Es handelt sich um eine Kategorie von Sicherheitslösungen, die dazu dient, verschiedene Sicherheitsprozesse zu orchestrieren, zu automatisieren und koordiniert auf Bedrohungen zu reagieren. Die Kernidee hinter SOAR ist, den Sicherheitsbetrieb effizienter zu gestalten, die Erkennungs- und Reaktionszeiten zu verkürzen und das Sicherheitspersonal zu entlasten.

Hauptkomponenten von SOAR

Security Orchestration:

  • Orchestrierung bedeutet, dass verschiedene Tools und Systeme miteinander integriert werden, um eine effiziente Zusammenarbeit zu ermöglichen.
  • SOAR-Lösungen können beispielsweise Daten von SIEM-Systemen, Firewall-Logs, Bedrohungsintelligenz-Feeds und EDR-Lösungen sammeln, zusammenführen und automatisiert verarbeiten.

Automation:

  • Die Automatisierung ermöglicht die automatisierte Ausführung von Routineaufgaben, wie zum Beispiel das Öffnen eines Vorfalls in einem Ticket-System, das Blockieren einer IP-Adresse in der Firewall oder das Löschen von Malware von einem infizierten Gerät.
  • Diese Automatisierung spart Zeit und verhindert, dass Mitarbeitende sich mit repetitiven Aufgaben aufhalten müssen.

Response (Reaktion):

  • SOAR-Plattformen sind in der Lage, Sicherheitsmaßnahmen automatisch oder halbautomatisch einzuleiten, sobald Bedrohungen erkannt werden. Das beinhaltet Maßnahmen wie die Isolation eines Geräts, das Entfernen von Malware oder die Sperrung eines Kontos.
  • Diese Maßnahmen können auf Grundlage von Playbooks durchgeführt werden, die festlegen, wie auf spezifische Bedrohungen reagiert wird.

Vorteile von SOAR

Zeitersparnis:

  • Die Automatisierung von Aufgaben reduziert die Zeit, die benötigt wird, um auf Bedrohungen zu reagieren. SOAR-Systeme sind in der Lage, viele Sicherheitsvorgänge in Minuten oder sogar Sekunden zu erledigen, die normalerweise manuell Stunden dauern würden.

Reduktion menschlicher Fehler:

  • Automatisierung und Orchestrierung minimieren die Wahrscheinlichkeit, dass Fehler aufgrund von menschlichem Versagen auftreten. Sicherheitsteams müssen sich nicht um die wiederholte manuelle Durchführung von Standardaufgaben kümmern.

Entlastung des Sicherheitsteams:

  • Ein erheblicher Teil der Routineaufgaben des Sicherheitsteams wird automatisiert, sodass sich die Mitarbeitenden auf anspruchsvollere und kritischere Sicherheitsaufgaben konzentrieren können.

Effizientere Bedrohungsreaktion:

  • Da alle Informationen in einem zentralen System konsolidiert und analysiert werden, kann das Sicherheitsteam die Bedrohungen schneller einschätzen und eine koordinierte Reaktion einleiten.

Anwendung von SOAR

Erkennung und Reaktion auf Bedrohungen:

  • SOAR-Systeme integrieren Daten aus verschiedenen Sicherheitslösungen wie SIEM, IDS/IPS und EDR, um Bedrohungen zu erkennen und darauf zu reagieren.
  • Bedrohungen werden in Echtzeit erkannt und anhand von Playbooks wird automatisch oder halbautomatisch reagiert.

Playbooks und automatisierte Workflows:

  • Playbooks sind eine Reihe vorab definierter Aktionen, die auf bestimmte Bedrohungen reagieren. Beispiel: Wird eine Phishing-E-Mail erkannt, erstellt das SOAR-System ein Ticket, alarmiert das Sicherheitsteam, isoliert das betroffene Postfach und löscht die E-Mail.
  • Workflows ermöglichen es, alle Aktivitäten bei der Bedrohungsbekämpfung klar zu definieren und automatisch ablaufen zu lassen.

Incident Management:

  • SOAR-Plattformen helfen, Sicherheitsvorfälle zu dokumentieren und zu verwalten. Das System sammelt Informationen zu einem Vorfall, erstellt ein Ticket und weist Aufgaben dem Sicherheitsteam zu.
  • Nach Abschluss der Vorfallsbehandlung werden Berichte erstellt, die eine Übersicht der Bedrohung und der durchgeführten Maßnahmen bieten.

Wichtige Funktionen von SOAR

Integrierte Datenanalyse:

  • SOAR kann Daten aus verschiedenen Quellen, wie SIEM, Threat Intelligence Feeds oder Sicherheitsendpunktlösungen, konsolidieren und analysieren.
  • Die Datenanalyse hilft dabei, Bedrohungen schneller zu erkennen, indem Informationen aus verschiedenen Tools kombiniert und bewertet werden.

Case Management:

  • SOAR-Plattformen bieten ein Case Management, das Vorfälle strukturiert verwaltet. Vorfälle können klassifiziert, priorisiert und an entsprechende Teammitglieder weitergeleitet werden.
  • Dies ermöglicht es, das Sicherheitsmanagement besser zu strukturieren und sicherzustellen, dass keine Bedrohungen übersehen werden.

Threat Intelligence Integration:

  • Die Integration von Threat Intelligence in den SOAR-Prozess hilft, Bedrohungen besser zu verstehen und schneller Gegenmaßnahmen einzuleiten.
  • Bedrohungsinformationen können automatisiert in Playbooks verarbeitet werden, um bekannte Angreifer zu blockieren oder verdächtige Aktivitäten zu erkennen.

Bekannte SOAR-Tools

Cortex XSOAR (ehemals Demisto):

  • Eine der führenden SOAR-Plattformen, die Sicherheitsfunktionen orchestriert, Workflows automatisiert und Bedrohungen schnell und effektiv abwehrt.
  • Sie bietet eine umfassende Sammlung von Playbooks für unterschiedliche Bedrohungsszenarien.

Splunk Phantom:

  • Bietet eine sehr gute Integration mit Splunk SIEM und erlaubt es, Bedrohungen in Echtzeit zu identifizieren und direkt darauf zu reagieren.
  • Unterstützt die Erstellung komplexer Playbooks, die verschiedene Systeme orchestrieren können.

IBM Resilient:

  • IBM Resilient ist eine SOAR-Plattform, die besonders gut in Unternehmen integriert werden kann, die IBM-Sicherheitslösungen bereits einsetzen.
  • Sie bietet eine enge Integration mit IBM QRadar und ermöglicht eine umfassende Sicherheitsorchestrierung.

ServiceNow Security Operations:

  • ServiceNow bietet mit Security Operations eine SOAR-Lösung, die vor allem auf das Incident Management und die Automatisierung von Sicherheitsabläufen ausgerichtet ist.
  • Durch die Verknüpfung mit anderen IT- und Unternehmensprozessen bietet sie eine umfassende Lösung für Sicherheitsoperationen.

Beispiel einer SOAR-Nutzung in der Praxis

Angenommen, eine ungewöhnliche Aktivität wird durch das SIEM erkannt – etwa eine große Anzahl fehlgeschlagener Login-Versuche von einer unbekannten IP-Adresse. Hier könnte eine SOAR-Lösung wie folgt agieren:

  1. Alarm wird durch SIEM ausgelöst: Das SIEM erkennt die verdächtigen Login-Versuche und meldet dies an die SOAR-Plattform.
  2. Analyse und Bewertung durch SOAR: Die SOAR-Plattform korreliert die verdächtige IP mit bekannten Threat Intelligence-Feeds.
  3. Playbook-Ausführung:
    • Falls die IP als potenzielle Bedrohung erkannt wird, startet das Playbook eine Reaktion.
    • Automatisierte Aktionen könnten das Sperren der IP-Adresse in der Firewall und das Versenden einer Benachrichtigung an das Sicherheitsteam umfassen.
  4. Dokumentation des Vorfalls: Der Vorfall wird in einem Ticket erfasst, inklusive aller gesammelten Daten und der durchgeführten Maßnahmen.

Fazit

SOAR-Plattformen bieten erhebliche Vorteile in der IT-Sicherheit durch die Kombination von Orchestrierung, Automatisierung und einer effektiven Reaktion auf Bedrohungen. Durch die Integration mit anderen Sicherheitslösungen und die Automatisierung von Routineaufgaben ermöglichen SOAR-Systeme, Bedrohungen schneller zu erkennen und abzuwehren, die Belastung des Sicherheitsteams zu reduzieren und die allgemeine Effizienz der IT-Sicherheitsmaßnahmen zu steigern.

SOAR ist besonders in Unternehmen von Vorteil, die eine Vielzahl von Sicherheitslösungen einsetzen und einen konsolidierten Ansatz für die Verwaltung und Automatisierung ihrer Sicherheitsprozesse suchen.