RiLi-Webservices
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Mustervorlage: "Richtlinie zum Betrieb von Webservices"
Einleitung
Diese Richtlinie bietet einen umfassenden Rahmen für den sicheren und rechtlich konformen Betrieb von Webservices unter Berücksichtigung aktueller Standards. Sie deckt den gesamten Lebenszyklus ab und stellt sicher, dass alle relevanten technischen, organisatorischen und rechtlichen Anforderungen erfüllt werden. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen der Richtlinie sind notwendig, um auf neue Bedrohungen und veränderte Anforderungen reagieren zu können.
Zweck und Ziel
Ziel dieser Richtlinie ist die Festlegung verbindlicher Regelungen für die sichere, rechtskonforme und wirtschaftliche Planung, Implementierung, den Betrieb sowie die Außerbetriebnahme von Webservices und Webservern in der Organisation. Die Richtlinie dient der:
- Risikominimierung durch systematische Sicherheits- und Datenschutzmaßnahmen,
- Einhaltung gesetzlicher und regulatorischer Anforderungen (z. B. DSGVO, TMG, TDDDG, UrhG),
- Unterstützung beim Nachweis der Umsetzung von Anforderungen gemäß ISO/IEC 27001 bzw. BSI IT-Grundschutz.
Geltungsbereich
Die Richtlinie gilt für:
- alle Webservices und Webserver, die durch die Organisation selbst betrieben oder in deren Auftrag durch Dritte bereitgestellt werden,
- alle Betriebsmodelle (on-premises, cloudbasiert, hybrid),
- alle Phasen des Systemlebenszyklus: Planung, Entwicklung, Implementierung, Betrieb, Wartung, Außerbetriebnahme,
- alle beteiligten Organisationseinheiten, internen sowie externen Dienstleistenden, die mit dem Betrieb, der Entwicklung oder Pflege betraut sind.
Nicht im Geltungsbereich sind rein interne Software-Komponenten ohne Netzwerkexposition, sofern sie keine Webschnittstellen anbieten.
Definitionen und Begriffsklärungen
- Webserver: Software oder Appliance, die HTTP/HTTPS-Anfragen entgegennimmt, verarbeitet und entsprechende Inhalte oder Dienste bereitstellt (z. B. Apache, nginx, IIS).
- Webservice: Dienst, der über standardisierte Webprotokolle (z. B. REST, SOAP, GraphQL) ansprechbar ist und maschinelle Kommunikation ermöglicht. Webservices sind typischerweise Bestandteil von serviceorientierten Architekturen (SOA) oder Microservice-Umgebungen.
- Service-Verantwortliche: Person oder Rolle mit der fachlichen und/oder technischen Gesamtverantwortung für einen konkreten Webservice (vergleichbar mit „Asset Owner“ gemäß ISO 27001).
- DMZ (Demilitarized Zone): Netzwerksegment mit restriktiven Firewall-Regeln zur sicheren Exposition öffentlich erreichbarer Dienste, z. B. Webserver mit Internetzugang.
- API-Gateway: Sicherheits- und Management-Komponente zur zentralisierten Steuerung von Zugriffen auf Webservices.
Verantwortlichkeiten und Rollenkonzept
Ein effektives Sicherheitskonzept setzt eine klare Rollenzuordnung voraus. Die Rollen und Zuständigkeiten sollten dokumentiert, kommuniziert und in geeigneter Weise überprüft werden. Zentrale Rollen sind:
Management/Leitungsebene:
- Freigabe der Richtlinie
- Bereitstellung personeller und finanzieller Ressourcen
- Überwachung der Umsetzung im Rahmen des ISMS
Informationssicherheitsbeauftragte (ISB):
- Überwachung der Richtlinieneinhaltung
- Beratung bei Sicherheits- und Datenschutzfragen
- Durchführung von Sicherheitsüberprüfungen und Audits
Systemverantwortliche / Applikationsverantwortliche:
- Technische und organisatorische Verantwortung für einzelne Webservices
- Umsetzung der technischen und betrieblichen Anforderungen
- Incident Response und Dokumentation
Datenschutzbeauftragte (DSB):
- Prüfung datenschutzrelevanter Verarbeitung
- Unterstützung bei Datenschutz-Folgenabschätzungen
- Kontrolle der Einhaltung datenschutzrechtlicher Anforderungen
IT-Betrieb / Administratoren:
- Betrieb und technische Wartung der Server
- Umsetzung der Härtung, Patching, Protokollierung, Zugriffskontrolle
- Zusammenarbeit mit ISB und Systemverantwortlichen
Entwicklung / DevOps / Provider:
- entwickeln den Webservice gemäß interner Entwicklungsrichtlinien und sicherer Programmierstandards,
- führen Test- und Qualitätssicherungsmaßnahmen durch,
- verantworten Deployment und ggf. automatisierte CI/CD-Prozesse.
Externe Dienstleistende:
- Müssen durch Verträge (AVV, SLA) zur Einhaltung dieser Richtlinie verpflichtet werden
- Verantwortlichkeiten sind klar zu regeln (Auftragsverarbeitung vs. gemeinsame Verantwortung)
Dokumentationsanforderungen
Dokumentation ist ein zentraler Bestandteil eines nachvollziehbaren, sicheren und regelkonformen Betriebs.
Allgemeine Anforderungen
- Vollständigkeit: Alle sicherheitsrelevanten Vorgänge, Systeme und Konfigurationen sind zu dokumentieren.
- Nachvollziehbarkeit: Änderungen müssen versioniert, Änderungen nachvollziehbar dokumentiert sein.
- Aktualität: Dokumente müssen regelmäßig geprüft und bei Bedarf aktualisiert werden.
- Verfügbarkeit: Dokumentationen müssen für berechtigte Personen auffindbar, zugänglich und verständlich sein.
Mindestinhalte der technischen Dokumentation:
- Systembeschreibung (inkl. Schnittstellen, verwendete Frameworks, eingesetzte Softwareversionen)
- Schutzbedarfsfeststellung und Risikoanalyse
- Zugriffsberechtigungskonzept (inkl. Rollenvergabe)
- Sicherheitsmaßnahmen (Firewall-Regeln, TLS-Konfiguration, Logging)
- Wartungs- und Patchkonzept
- Backup- und Wiederherstellungskonzept
- Incident-Response-Prozesse
- Prüfprotokolle (z. B. Penetrationstest, Schwachstellenscans)
Datenschutzrelevante Dokumentation:
- Verzeichnis von Verarbeitungstätigkeiten (Art. 30 DSGVO)
- Technisch-organisatorische Maßnahmen (TOMs nach Art. 32 DSGVO)
- ggf. Datenschutzfolgenabschätzung (Art. 35 DSGVO)
- Vertragsunterlagen zur Auftragsverarbeitung (Art. 28 DSGVO)
Rechtliche Anforderungen
Allgemeine rechtliche Vorgaben
- Gesetzliche Rahmenbedingungen für den Betrieb von Webservices
- Branchen- und sektorspezifische Vorschriften
- Internationale rechtliche Anforderungen
Datenschutzrechtliche Vorgaben
- Anforderungen der DSGVO und des BDSG
- Umgang mit personenbezogenen Daten
- Erforderliche Datenschutzfolgenabschätzungen
Informationspflichten und Transparenzanforderungen
- Impressumspflicht und erforderliche Angaben
- Datenschutzerklärungen und deren Gestaltung
- Hinweise zur Streitschlichtung und Beschwerdemöglichkeiten
Intellektuelles Eigentum und Urheberrecht
- Umgang mit Lizenzen für Software und Inhalte
- Schutz eigener Inhalte
- Regelungen zu Disclaimer und Haftungsausschlüssen
Technische Anforderungen und Standards
Sicherheitsanforderungen gemäß ISO 27001
- Anforderungen an ein Informationssicherheits-Managementsystem (ISMS)
- Implementierung von Sicherheitskontrollen
- Notwendige Zertifizierungsschritte
Anforderungen nach BSI IT-Grundschutz
- Umsetzung der BSI-Standards 200-1, 200-2 und 200-3
- Anwendung der relevanten IT-Grundschutz-Bausteine
- Abstufung nach Basis-, Standard- und Kern-Absicherung
Technische Mindeststandards und Best Practices
- Aktuelle Verschlüsselungsstandards
- Härtungsanforderungen für Webserver
- Technische Vorgaben für Web-Service-Architektur
Schutz vor typischen Bedrohungen
- Maßnahmen gegen gängige Cyberangriffe
- Schutz vor DDoS-Angriffen
- Absicherung von Web-Service-Schnittstellen
Planung und Konzeption
Anforderungsanalyse
- Erfassung der funktionalen Anforderungen
- Ermittlung der Sicherheits- und Compliance-Anforderungen
- Bedarfsanalyse und Ressourcenplanung
Architektur und Design
- Festlegung der Web-Services-Architektur
- Designprinzipien und Muster
- Integrationsanforderungen mit anderen Systemen
Risikobewertung
- Durchführung einer Risikoanalyse
- Bewertung der identifizierten Risiken
- Maßnahmen zur Risikominderung
Konzepterstellung
- Erstellung eines detaillierten technischen Konzepts
- Dokumentation der Servicestruktur
- Planung der Sicherheitsmaßnahmen
Beschaffung und Installation
Beschaffungsprozess
- Anforderungen an die Softwareauswahl
- Bewertungskriterien für Produkte und Dienstleister
- Vertragsgestaltung mit Anbietern
Installation und Grundkonfiguration
- Installation der erforderlichen Systeme
- Grundlegende Konfiguration des Webservers
- Einrichtung der Webservice-Komponenten
Härtung und Sicherheitskonfiguration
- Implementierung von Härtungsmaßnahmen
- Konfiguration von Sicherheitsfeatures
- Deaktivierung nicht benötigter Dienste und Funktionen
Einrichtung des Monitorings
- Konfiguration der Überwachungssysteme
- Festlegung relevanter Metriken und Schwellwerte
- Protokollierung sicherheitsrelevanter Ereignisse
Betrieb und Wartung
Betriebskonzept
- Regelungen für den Normalbetrieb
- Prozesse für Änderungen und Updates
- Kontrollmechanismen und Governance
Patch- und Änderungsmanagement
- Prozesse zur Überprüfung und Installation von Updates
- Regelungen für Änderungen an der Konfiguration
- Testverfahren vor Produktiveinsatz
Überwachung und Protokollierung
- Kontinuierliche Überwachung der Services
- Auswertung von Logs und Protokollen
- Erkennung von Anomalien und Bedrohungen
Nutzungsrichtlinien und Zugriffsmanagement
- Regelungen zur akzeptablen Nutzung der Webservices
- Verwaltung von Benutzerkonten und Berechtigungen
- Zugriffskontrollen und Authentifizierungsverfahren
Performance- und Kapazitätsmanagement
- Überwachung der Leistungsfähigkeit
- Maßnahmen zur Performance-Optimierung
- Planung von Kapazitätserweiterungen
Notfallmanagement
Notfallplanungen
- Erstellung von Notfallplänen für Webservices
- Definition von Wiederherstellungszielen
- Notfallszenarien und Reaktionsmaßnahmen
Sicherheitsvorfälle und Reaktion
- Erkennung von IT-Sicherheitsvorfällen
- Prozesse zur Reaktion auf Vorfälle
- Eskalationswege und Kommunikation
Backup und Wiederherstellung
- Konzept für regelmäßige Datensicherungen
- Prozesse zur Wiederherstellung
- Tests der Wiederherstellungsfähigkeit
Notfall-Übungen und Tests
- Regelmäßige Durchführung von Notfallübungen
- Simulationen von Ausfallszenarien
- Auswertung und Verbesserungsmaßnahmen
Überprüfung und Verbesserung
Audits und Assessments
- Regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen
- Compliance-Audits gemäß ISO 27001
- Penetrationstests und Schwachstellenscans
Kennzahlen und Berichtswesen
- Definition von Sicherheits- und Betriebskennzahlen
- Regelmäßige Berichterstattung
- Management-Review-Prozesse
Kontinuierlicher Verbesserungsprozess
- Analyse von Sicherheitsvorfällen
- Feedbackmechanismen für Verbesserungen
- Anpassung der Richtlinien und Prozesse
Außerbetriebnahme
Planung der Außerbetriebnahme
- Kriterien für die Entscheidung zur Außerbetriebnahme
- Zeitplanung und Ressourcenbedarf
- Stakeholder-Kommunikation
Datenmigration und -archivierung
- Sicherung relevanter Daten
- Datenbereinigung und -migration
- Langzeitarchivierung nach rechtlichen Vorgaben
Sichere Entsorgung
- Sichere Löschung von Daten
- Umweltgerechte Entsorgung von Hardware
- Dokumentation der Entsorgungsnachweise
Abschließende Dokumentation
- Dokumentation des Außerbetriebnahmeprozesses
- Erfassung von Lessons Learned
- Aktualisierung abhängiger Dokumente
Anhänge und Referenzen
Referenzierte Dokumente
- Verweis auf relevante Standards und Normen
- Bezug zu internen Richtlinien und Verfahren
- Gesetzliche Grundlagen und Vorgaben
Glossar
- Erklärung von Fachbegriffen
- Abkürzungsverzeichnis
- Begriffsdefinitionen
Vorlagen und Checklisten
- Vorlagen für Dokumentationen
- Checklisten für Installations- und Betriebsprozesse
- Prüflisten für Audits und Assessments
Schlussbemerkung
Behandlung von Ausnahmen
Ausnahmen von den Regelungen dieser Richtlinie sind nur mit einem begründeten Ausnahmeantrag im Rahmen des Ausnahmemanagements möglich.
Revision
Diese Richtlinie wird regelmäßig, jedoch mindestens einmal pro Jahr, durch den Regelungsverantwortlichen auf Aktualität und Konformität geprüft und bei Bedarf angepasst.
Inkrafttreten
Diese Richtlinie tritt zum 01.01.2222 in Kraft.
Freigegeben durch: Organisationsleitung
Ort, 01.12.2220,
Unterschrift, Name der Leitung