BSI Standard 200-3: Unterschied zwischen den Versionen

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== Einleitung ==
== Einleitung ==
Die Risikoanalyse nach BSI Standard 200-3 "Risikoanalyse auf der Basis von IT-Grundschutz" zielt darauf ab, die Informationssicherheitsrisiken in Organisationen systematisch zu identifizieren, zu bewerten und geeignete Maßnahmen zur Risikobehandlung festzulegen. Dieser Prozess basiert auf den im IT-Grundschutz-Kompendium beschriebenen elementaren Gefährdungen.
Die Risikoanalyse nach [https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Grundschutz/BSI_Standards/standard_200_3.html BSI Standard 200-3 "Risikoanalyse auf der Basis von IT-Grundschutz"] zielt darauf ab, die Informationssicherheitsrisiken in Organisationen systematisch zu identifizieren, zu bewerten und geeignete Maßnahmen zur Risikobehandlung festzulegen. Dieser Prozess basiert auf den im IT-Grundschutz-Kompendium beschriebenen elementaren Gefährdungen.


== Regulatorscher Rahmen zum Vorgehen ==
== Regulatorscher Rahmen zum Vorgehen ==


=== Richtlinie zum Risikomanagement ===
=== Richtlinie zum Risikomanagement ===
Es muss in der Organisation eine [[RiLi-Risikoanalyse|Richtlinie]] geben, die Vorgaben zur Methodik, Durchführung und Dokumetation von Risikoanalysen beschreibt. So ist ein einheitliches Vorgehen und eine Vergleichbarkeit von Risikoanalysen gewährleistet.


=== Definition der Eintrittswahrscheinlichkeiten ===
==== Definition der Eintrittshäufigkeit ====
In der Richtlinie müssen die Stufen für die Eintrittshäufigkeit (auch Eintrittswahrscheinlichkeit genannt) nachvollziehbar definiert sein. Beispiel:
{| class="wikitable"
!
!Stufe
!Definition
|-
!1
|'''unwahrscheinlich'''
|Die Gefährdung ist sehr abstrakt.
Es erfordert ein sehr hohes Fachwissen, interne Kenntnisse und erheblichen Aufwand des Angreifers.
Es ist praktisch noch nie vorgekommen und absehbar nicht zu erwarten oder erfordert ein Zusammentreffen mehrerer widriger Umstände.
|-
!2
|'''möglich'''
|Die Gefährdung ist möglich aber nicht zu erwarten.
Ein Angriff erfordert interne Kenntnisse oder hohes Fachwissen.
Ein Vorfall ist bisher nicht bekannt oder nur einmalig aufgetreten.
|-
!3
|'''wahrscheinlich'''
|Die Gefährdung ist realistisch und erwartbar.
Ein Angriff ist mit üblichen Fachkenntnissen oder Hilfsmitteln und mäßigem Aufwand möglich.
Entsprechende Vorfälle sind schon mehrfach eingetreten.
|-
!4
|'''sehr wahrscheinlich'''
|Die Gefährdung ist permanent/akut vorhanden.
Ein Angriff ist auch ohne Vorkenntnisse oder Fachwissen mit geringem Aufwand möglich.
Entsprechende Vorfälle treten regelmäßig auf.
|}


=== Definition der Schadensklassen ===
==== Definition der Schadenshöhe ====
In der Richtlinie müssen ebenso die Stufen für die Schadenshöhe (oder Schadensausmaß) nachvollziehbar definiert sein. Beispiel:
{| class="wikitable"
!
!Stufe
!Definition
|-
!1
|'''vernachlässigbar'''
|Es entsteht kein nennenswerter Schaden.
Prozesse, Dienste oder Verfahren werden nicht beeinträchtigt.
Es hat keine finanziellen Auswirkungen.
|-
!2
|'''begrenzt'''
|Der Schaden ist im Rahmen der betrieblichen Prozesse zu beheben.
Prozesse, Dienste oder Verfahren werden nicht nennenswert bzw. nur kurzzeitig beeinträchtigt. Verträge und Servicelevel können noch eingehalten werden.
Es hat nur geringe finanzielle Auswirkungen innerhalb des vorhandenen Budgets.
|-
!3
|'''beträchtlich'''
|Der Schaden kann nur durch Managementbeteiligung behoben werden.
Prozesse und Verfahren können nicht mehr aufrechterhalten werden. Verträge, Servicelevel oder Gesetze (z.B. Ordnungswidrigkeiten) werden verletzt.
Das Ansehen der Organisation leidet.
Die finanziellen Auswirkungen sind deutlich und erfordern Budgetänderungen.
|-
!4
|'''existenzbedrohend'''
|Der Schaden ist existenzbedrohend.
Verträge oder Gesetze werden massiv verletzt (z.B. Straftaten).
Das Ansehen der gesamten Organisation wird erheblich und dauerhaft geschädigt.
Die finanziellen Auswirkungen können existenzbedrohend sein.
|}


=== Definition der Risikoschwellwerte ===
==== Definition der Risikokategorien ====
Ausgehend von der Eintrittshäufigkeit und der Schadenshöhe müssen Risikokategorien definiert und in einer Risikomatrik dargestellt werden. Beispiel:


[[Datei:Risikomatrix.png|mini|Risikomatrix]]
Risikokategorien:
{| class="wikitable"
|'''gering:'''
|Die bereits umgesetzten oder im Sicherheitskonzept vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen bieten einen ausreichenden Schutz.
Es sind keine weiteren Anforderungen an die Sicherheit erforderlich, Das Risiko kann ohne weitere Maßnahmen getragen werden.
|-
|'''mittel:'''
|Die bereits umgesetzten oder im Sicherheitskonzept vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen sind möglicherweise nicht ausreichend.
Das Risiko muss im weiteren näher betrachtet und ggf. behandelt oder getragen werden.
|-
|'''hoch:'''
|Die bereits umgesetzten oder im Sicherheitskonzept vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen sind nicht aureichend.
Das Risiko muss weiter behandet werden. Es kann nicht getragen werden.
|}
=== Definition  des Gefährdungskatalogs ===
=== Definition  des Gefährdungskatalogs ===
Grundlage für die Risikoanalysen nach BSI-Standard 200-3 ist der [https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Grundschutz/Kompendium/Elementare_Gefaehrdungen.html Risikokatalog der "elementaren Gefährdungen"] des BSI. Darin werden 47 allgemeine Gefährdungen beschrieben.
Bei Bedarf kann die Oganisation ihren Gefährdungskatalog noch um zusätzliche organisationsspezifische Gefährdungen ergänzen.


== Grundlagenermittlung und Vorbereitung ==
== Grundlagenermittlung und Vorbereitung ==
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=== Definition des Betrachtungsgegenstands ===
=== Definition des Betrachtungsgegenstands ===
Der Betrachtungsgegenstand kann sich auf spezifische Prozesse, geschäftskritische Informationen, bestimmte Verfahren, Anwendungen oder IT-Systeme beziehen, die auf potenzielle Risiken hin bewertet werden sollen. Eine präzise Definition ermöglicht eine zielgerichtete und effektive Analyse, die relevante Sicherheitsbedrohungen und Schwachstellen identifiziert.
Der Betrachtungsgegenstand bezieht sich auf spezifische Prozesse, geschäftskritische Informationen, bestimmte Verfahren, Anwendungen oder IT-Systeme, die auf potenzielle Risiken hin bewertet werden sollen. Eine präzise Definition ermöglicht eine zielgerichtete und effektive Analyse, die relevante Sicherheitsbedrohungen und Schwachstellen identifiziert.


Auch die Perspektive oder der Betrachtungswinkel, aus der eine Risikoanalyse durchgeführt wird (z.B. Schutz von Informationen, Schutz der Infrastruktur, Datenschutz), kann einen signifikanten Einfluss auf das Ergebnis und die Wirksamkeit der daraus abgeleiteten Maßnahmen haben. Es sollten möglichst alle relevanten Perspektiven berücksichtigt werden und die Teilnehmer für eine Risikoanalyse entstprechend ausgewäht werden.
Auch der Blickwinkel, aus dem eine Risikoanalyse durchgeführt wird, kann das Ergebnis und die Wirksamkeit der daraus abgeleiteten Maßnahmen signifikant beeinflussen. Es ist wichtig, alle relevanten Perspektiven zu berücksichtigen und die Teilnehmer entsprechend auszuwählen.


== Risikoanalyse ==
== Risikoanalyse ==


=== Erstellung einer Gefährdungsübersicht ===
=== Erstellung einer Gefährdungsübersicht ===
Die Gefährdungsübersicht dient dazu, potenzielle Gefährdungen (Risiken) für den Betrachtungsgegenstand zu erfassen, die für die folgende Risikobewertung relevant sind.
Die Gefährdungsübersicht dient der Erfassung möglicher Gefährdungen (Risiken) für den Betrachtungsgegenstand, die für die nachfolgende Risikobewertung relevant sind.


==== Ermittlung von elementaren Gefährdungen ====
==== Ermittlung von elementaren Gefährdungen ====
Unter Nutzung des Gefährdungskatalogs des IT-Grundschutz-Kompendiums oder des erweiteren Katalogs der Organisation werden für jeden betrachteten Geschäftsprozess bzw. jedes betrachtete Zielobjekt relevante elementare Gefährdungen identifiziert. Dabei werden alle Gefährdungen berücksichtigt die durch den erhöhten Schutzbedarf einer der Grundwerte, eine hohe Eintrittshäufigkeit oder einschneidende Auswirkungen als erhöhte Gefährdung angesehen werden.  
Unter Verwendung des Gefährdungskatalogs des IT-Grundschutz-Kompendiums oder des erweiterten Katalogs der Organisation werden für jeden betrachteten Geschäftsprozess bzw. jedes betrachtete Zielobjekt die relevanten elementaren Gefährdungen identifiziert. Dabei werden alle Gefährdungen berücksichtigt, die aufgrund des erhöhten Schutzbedarfs eines der Grundwerte, einer hohen Eintrittshäufigkeit oder schwerwiegender Auswirkungen als erhöhte Gefährdung eingestuft werden.  


Beispiel: Besteht nur ein erhöhter Schutzbedarf für die Verfügbarkeit, müssen alle elementaren Gefährdungen, die auf die Verfügbarkeit (A) wirken auf ihre erhöhte Relevanz geprüft werden. Gefährdungen die nur auf die Vertraulichkeit (C) und Integrität (I) wirken, können dabei bereits als "nicht relevant" übersprungen werden.
Beispiel: Besteht nur ein erhöhter Schutzbedarf für die Verfügbarkeit, müssen alle elementaren Gefährdungen, die auf die Verfügbarkeit (A) wirken, auf ihre erhöhte Relevanz geprüft werden. Gefährdungen, die nur auf die Vertraulichkeit (C) und Integrität (I) wirken, können bereits als "nicht relevant" übersprungen werden.


==== Identifikation spezifischer Gefährdungen ====
==== Identifikation spezifischer Gefährdungen ====
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=== Bewertung der Gefährdungen ===
=== Bewertung der Gefährdungen ===
Bewerte die Risiken, indem du die Eintrittswahrscheinlichkeit und das potenzielle Schadensausmaß betrachten. Dies beinhaltet die Berücksichtigung vorhandener Sicherheitsmaßnahmen und deren Effektivität.
Bewerte die relevanten Gefährdungen anhand von Eintrittshäufigkeit und potenzieller Schadenshöhe. Dabei sollten vorhandene Sicherheitsmaßnahmen und deren Effektivität berücksichtigt werden.


==== Eintrittswahrscheinlichkeit ====
==== Eintrittshäufigkeit ====


==== Schadensausmaß ====
==== Schadenshöhe ====


==== Risikobewertung ====
==== Risikobewertung ====
Die Risikokategorien (z.B. gering, mittel, hoch) werden auf Basis der zuvor ermittelten Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe angand der Risikomatrix ermittelt. Darausergeben sich die Prioritäten für die Risikobehandlung und mögliche Behandlungsoptionen.
Die Risikokategorien (z.B. gering, mittel, hoch) werden anhand der Risikomatrix auf Basis der zuvor ermittelten Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe ermittelt. Daraus ergeben sich Prioritäten für die Risikobehandlung und mögliche Behandlungsoptionen.


==== Riskobehandlung ====
==== Riskobehandlung ====
Basierend auf der Risikokategorie und der Art des Risikos ergeben sich die Optionen zur Behandlung des Risikos:
Aus der Risikokategorie und der Art des Risikos ergeben sich die Optionen für den Umgang mit dem Risiko:


===== Risikovermeidung =====
===== Risikovermeidung =====
Risiken können durch Umstrukturierung auch aus dem Geltungsbereich des Informationsverbundes ausgeschlossen werden.


===== Risikominderung =====
===== Risikominderung =====
Risiken werden durch die Umsetzung weiterer Maßnahmen reduziert; je nach Art der Maßnahme, kann die Eintrittshäufigkeit oder die Schadenshöhe reduziert und damit das Risiko gesenkt werden.


===== Risikoübertragung =====
===== Risikoübertragung =====
Einige (insbesondere finazielle) Risiken können auch transferiert werden, etwa an eine Versicherung.


===== Risikoakzeptanz =====
===== Risikoakzeptanz =====
Risiken können von der Geschäftsführung akzeptiert werden; hierzu ist es erforderlich, dass die Geschäftsführung fundiert, vollständig, transparent und verständlich über die Restrisiken samt Folgen informiert wird.


== Weitere Schritte und Nachbereitung ==
== Weitere Schritte und Nachbereitung ==


=== Umsetzungsplanung ===
=== Umsetzungsplanung ===
Wähle für eine Risikominderung geeignete Sicherheitsmaßnahmen aus dem IT-Grundschutz-Kompendium (Maßnahmen für erhöhten Schutzbedarf) oder entwickle individuelle Maßnahmen, um die identifizierten Risiken zu reduzieren.
Wähle geeignete Sicherheitsmaßnahmen aus dem IT-Grundschutz-Kompendium (Maßnahmen für erhöhten Schutzbedarf) zur Risikominderung aus oder entwickle individuelle Maßnahmen, um die identifizierten Risiken zu reduzieren.


Priorisiere die Maßnahmen basierend auf der Risikobewertung und planen deren Umsetzung mit Zuständigkeiten und Zielterminen.
Priorisiere die Maßnahmen basierend auf der Risikobewertung und planen deren Umsetzung mit Verantwortlichen und Zielterminen.


=== Realisierung und Überprüfung ===
=== Realisierung und Überprüfung ===
Implementiere die geplanten Sicherheitsmaßnahmen.
Implementiere die geplanten Sicherheitsmaßnahmen.


Überprüfe regelmäßig die Wirksamkeit der Maßnahmen und passe diese bei Bedarf an, um auf neue Gefährdungen oder Änderungen in der IT-Landschaft zu reagieren.
Überprüfe regelmäßig die Wirksamkeit der Maßnahmen und passe sie gegebenenfalls an, um auf neue Bedrohungen oder Veränderungen in der IT-Landschaft zu reagieren.


=== Dokumentation und Berichterstattung ===
=== Dokumentation und Berichterstattung ===
Dokumentiere alle Schritte der Risikoanalyse und die getroffenen Entscheidungen in einem einheitlichen Format.
Dokumentiere alle Schritte der Risikoanalyse und die getroffenen Entscheidungen in einem einheitlichen Format.


Erstelle Berichte über die Risikosituation und die umgesetzten Maßnahmen für das Management und relevante Stakeholder.
Erstelle Berichte über die Risikosituation und die umgesetzten Maßnahmen an das Management und relevante Stakeholder.


=== Kontinuierliche Überwachung und Weiterentwicklung ===
=== Kontinuierliche Überwachung und Weiterentwicklung ===
[[Kategorie:Artikel]]
[[Kategorie:Artikel]]

Version vom 11. April 2024, 07:52 Uhr

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Der vorliegende Artikel beschreibt das Vorgehen für eine Risikoanalyse nach BSI Standard 200-3 "Risikoanalyse auf der Basis von IT-Grundschutz".

Einleitung

Die Risikoanalyse nach BSI Standard 200-3 "Risikoanalyse auf der Basis von IT-Grundschutz" zielt darauf ab, die Informationssicherheitsrisiken in Organisationen systematisch zu identifizieren, zu bewerten und geeignete Maßnahmen zur Risikobehandlung festzulegen. Dieser Prozess basiert auf den im IT-Grundschutz-Kompendium beschriebenen elementaren Gefährdungen.

Regulatorscher Rahmen zum Vorgehen

Richtlinie zum Risikomanagement

Es muss in der Organisation eine Richtlinie geben, die Vorgaben zur Methodik, Durchführung und Dokumetation von Risikoanalysen beschreibt. So ist ein einheitliches Vorgehen und eine Vergleichbarkeit von Risikoanalysen gewährleistet.

Definition der Eintrittshäufigkeit

In der Richtlinie müssen die Stufen für die Eintrittshäufigkeit (auch Eintrittswahrscheinlichkeit genannt) nachvollziehbar definiert sein. Beispiel:

Stufe Definition
1 unwahrscheinlich Die Gefährdung ist sehr abstrakt.

Es erfordert ein sehr hohes Fachwissen, interne Kenntnisse und erheblichen Aufwand des Angreifers. Es ist praktisch noch nie vorgekommen und absehbar nicht zu erwarten oder erfordert ein Zusammentreffen mehrerer widriger Umstände.

2 möglich Die Gefährdung ist möglich aber nicht zu erwarten.

Ein Angriff erfordert interne Kenntnisse oder hohes Fachwissen. Ein Vorfall ist bisher nicht bekannt oder nur einmalig aufgetreten.

3 wahrscheinlich Die Gefährdung ist realistisch und erwartbar.

Ein Angriff ist mit üblichen Fachkenntnissen oder Hilfsmitteln und mäßigem Aufwand möglich. Entsprechende Vorfälle sind schon mehrfach eingetreten.

4 sehr wahrscheinlich Die Gefährdung ist permanent/akut vorhanden.

Ein Angriff ist auch ohne Vorkenntnisse oder Fachwissen mit geringem Aufwand möglich. Entsprechende Vorfälle treten regelmäßig auf.

Definition der Schadenshöhe

In der Richtlinie müssen ebenso die Stufen für die Schadenshöhe (oder Schadensausmaß) nachvollziehbar definiert sein. Beispiel:

Stufe Definition
1 vernachlässigbar Es entsteht kein nennenswerter Schaden.

Prozesse, Dienste oder Verfahren werden nicht beeinträchtigt. Es hat keine finanziellen Auswirkungen.

2 begrenzt Der Schaden ist im Rahmen der betrieblichen Prozesse zu beheben.

Prozesse, Dienste oder Verfahren werden nicht nennenswert bzw. nur kurzzeitig beeinträchtigt. Verträge und Servicelevel können noch eingehalten werden. Es hat nur geringe finanzielle Auswirkungen innerhalb des vorhandenen Budgets.

3 beträchtlich Der Schaden kann nur durch Managementbeteiligung behoben werden.

Prozesse und Verfahren können nicht mehr aufrechterhalten werden. Verträge, Servicelevel oder Gesetze (z.B. Ordnungswidrigkeiten) werden verletzt. Das Ansehen der Organisation leidet. Die finanziellen Auswirkungen sind deutlich und erfordern Budgetänderungen.

4 existenzbedrohend Der Schaden ist existenzbedrohend.

Verträge oder Gesetze werden massiv verletzt (z.B. Straftaten). Das Ansehen der gesamten Organisation wird erheblich und dauerhaft geschädigt. Die finanziellen Auswirkungen können existenzbedrohend sein.

Definition der Risikokategorien

Ausgehend von der Eintrittshäufigkeit und der Schadenshöhe müssen Risikokategorien definiert und in einer Risikomatrik dargestellt werden. Beispiel:

Risikomatrix

Risikokategorien:

gering: Die bereits umgesetzten oder im Sicherheitskonzept vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen bieten einen ausreichenden Schutz.


Es sind keine weiteren Anforderungen an die Sicherheit erforderlich, Das Risiko kann ohne weitere Maßnahmen getragen werden.

mittel: Die bereits umgesetzten oder im Sicherheitskonzept vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen sind möglicherweise nicht ausreichend.


Das Risiko muss im weiteren näher betrachtet und ggf. behandelt oder getragen werden.

hoch: Die bereits umgesetzten oder im Sicherheitskonzept vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen sind nicht aureichend.


Das Risiko muss weiter behandet werden. Es kann nicht getragen werden.

Definition des Gefährdungskatalogs

Grundlage für die Risikoanalysen nach BSI-Standard 200-3 ist der Risikokatalog der "elementaren Gefährdungen" des BSI. Darin werden 47 allgemeine Gefährdungen beschrieben.

Bei Bedarf kann die Oganisation ihren Gefährdungskatalog noch um zusätzliche organisationsspezifische Gefährdungen ergänzen.

Grundlagenermittlung und Vorbereitung

Strukturanalyse

Erfasse in der Strukturanalyse des betrachteten Informationsverbundes die IT-Infrastruktur, Systeme, Anwendungen und Prozesse. Dies dient als Basis für die weitere Analyse.

Schutzbedarfsfeststellung

Bestimme den Schutzbedarf der Geschäftsprozesse und der zugehörigen Informationen. Dies beinhaltet eine Bewertung der möglichen Schäden bei Verlust der Vertraulichkeit, Integrität oder Verfügbarkeit.

Modellierung nach IT-Grundschutz

Modelliere den Informationsverbund mithilfe des BSI IT-Grundschutz-Kompendium, um standardisierte Sicherheitsanforderungen auf die erfassten Komponenten anzuwenden. Für Bereiche, deren Einsatzscenario durch den IT-Grundschutz nicht vollständig abgedeckt ist oder Komponenten die nicht vollständig mdelliert werden können, weil es keine passenden Bausteine im Kompendium gibt muss eine Risikoanalyse durchgeführt werden.

Definition des Betrachtungsgegenstands

Der Betrachtungsgegenstand bezieht sich auf spezifische Prozesse, geschäftskritische Informationen, bestimmte Verfahren, Anwendungen oder IT-Systeme, die auf potenzielle Risiken hin bewertet werden sollen. Eine präzise Definition ermöglicht eine zielgerichtete und effektive Analyse, die relevante Sicherheitsbedrohungen und Schwachstellen identifiziert.

Auch der Blickwinkel, aus dem eine Risikoanalyse durchgeführt wird, kann das Ergebnis und die Wirksamkeit der daraus abgeleiteten Maßnahmen signifikant beeinflussen. Es ist wichtig, alle relevanten Perspektiven zu berücksichtigen und die Teilnehmer entsprechend auszuwählen.

Risikoanalyse

Erstellung einer Gefährdungsübersicht

Die Gefährdungsübersicht dient der Erfassung möglicher Gefährdungen (Risiken) für den Betrachtungsgegenstand, die für die nachfolgende Risikobewertung relevant sind.

Ermittlung von elementaren Gefährdungen

Unter Verwendung des Gefährdungskatalogs des IT-Grundschutz-Kompendiums oder des erweiterten Katalogs der Organisation werden für jeden betrachteten Geschäftsprozess bzw. jedes betrachtete Zielobjekt die relevanten elementaren Gefährdungen identifiziert. Dabei werden alle Gefährdungen berücksichtigt, die aufgrund des erhöhten Schutzbedarfs eines der Grundwerte, einer hohen Eintrittshäufigkeit oder schwerwiegender Auswirkungen als erhöhte Gefährdung eingestuft werden.

Beispiel: Besteht nur ein erhöhter Schutzbedarf für die Verfügbarkeit, müssen alle elementaren Gefährdungen, die auf die Verfügbarkeit (A) wirken, auf ihre erhöhte Relevanz geprüft werden. Gefährdungen, die nur auf die Vertraulichkeit (C) und Integrität (I) wirken, können bereits als "nicht relevant" übersprungen werden.

Identifikation spezifischer Gefährdungen

Neben den elementaren Gefährdungen können bei Bedarf spezifische oder zusätzliche Gefährdungen identifiziert werden, die sich aus dem besonderen Einsatzszenario oder Anwendungsfall ergeben können.

  • Systemspezifische Gefährdungen: Zusätzliche, nicht im Katalog aufgeführte Gefährdungen, die aufgrund besonderer organisatorischer, technologischer oder geografischer Bedingungen relevant sein könnten.
  • Experteneinschätzungen: Ziehe ggf. Sicherheitsexperten hinzu, um die Vollständigkeit der Gefährdungsliste zu überprüfen und ggf. weitere spezifische Risiken zu identifizieren.

Bewertung der Gefährdungen

Bewerte die relevanten Gefährdungen anhand von Eintrittshäufigkeit und potenzieller Schadenshöhe. Dabei sollten vorhandene Sicherheitsmaßnahmen und deren Effektivität berücksichtigt werden.

Eintrittshäufigkeit

Schadenshöhe

Risikobewertung

Die Risikokategorien (z.B. gering, mittel, hoch) werden anhand der Risikomatrix auf Basis der zuvor ermittelten Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe ermittelt. Daraus ergeben sich Prioritäten für die Risikobehandlung und mögliche Behandlungsoptionen.

Riskobehandlung

Aus der Risikokategorie und der Art des Risikos ergeben sich die Optionen für den Umgang mit dem Risiko:

Risikovermeidung

Risiken können durch Umstrukturierung auch aus dem Geltungsbereich des Informationsverbundes ausgeschlossen werden.

Risikominderung

Risiken werden durch die Umsetzung weiterer Maßnahmen reduziert; je nach Art der Maßnahme, kann die Eintrittshäufigkeit oder die Schadenshöhe reduziert und damit das Risiko gesenkt werden.

Risikoübertragung

Einige (insbesondere finazielle) Risiken können auch transferiert werden, etwa an eine Versicherung.

Risikoakzeptanz

Risiken können von der Geschäftsführung akzeptiert werden; hierzu ist es erforderlich, dass die Geschäftsführung fundiert, vollständig, transparent und verständlich über die Restrisiken samt Folgen informiert wird.

Weitere Schritte und Nachbereitung

Umsetzungsplanung

Wähle geeignete Sicherheitsmaßnahmen aus dem IT-Grundschutz-Kompendium (Maßnahmen für erhöhten Schutzbedarf) zur Risikominderung aus oder entwickle individuelle Maßnahmen, um die identifizierten Risiken zu reduzieren.

Priorisiere die Maßnahmen basierend auf der Risikobewertung und planen deren Umsetzung mit Verantwortlichen und Zielterminen.

Realisierung und Überprüfung

Implementiere die geplanten Sicherheitsmaßnahmen.

Überprüfe regelmäßig die Wirksamkeit der Maßnahmen und passe sie gegebenenfalls an, um auf neue Bedrohungen oder Veränderungen in der IT-Landschaft zu reagieren.

Dokumentation und Berichterstattung

Dokumentiere alle Schritte der Risikoanalyse und die getroffenen Entscheidungen in einem einheitlichen Format.

Erstelle Berichte über die Risikosituation und die umgesetzten Maßnahmen an das Management und relevante Stakeholder.

Kontinuierliche Überwachung und Weiterentwicklung