RiLi-Notfallmanagement (BCM): Unterschied zwischen den Versionen

Aus ISMS-Ratgeber WiKi
Zur Navigation springenZur Suche springen
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 7: Zeile 7:
== Einleitung ==
== Einleitung ==


Notfallmanagement oder "Business Continuity Management" (BCM) bezieht sich auf den Prozess, wie Unternehmen und Organisationen vor, während und nach einem Notfall ihre Geschäftstätigkeit aufrechterhalten können. Im Bereich der IT bezieht sich BCM auf die Fähigkeit eines Unternehmens, seine IT-Systeme und -Prozesse nach einem Ausfall schnell und effektiv wiederherzustellen, um die Geschäftskontinuität sicherzustellen.
Notfallmanagement oder "Business Continuity Management" (BCM) bezieht sich auf die Fähigkeit von Unternehmen und Organisationen, ihre Geschäftstätigkeit vor, während und nach einem Notfall aufrechtzuerhalten. Im IT-Bereich bezieht sich BCM auf die Fähigkeit eines Unternehmens, seine IT-Systeme und -Prozesse nach einem Ausfall schnell und effektiv wiederherzustellen, um die Geschäftskontinuität zu gewährleisten.


Dies kann beinhalten, aber ist nicht beschränkt auf:
Dies enhält, ist aber nicht beschränkt auf die:


* Die Erstellung von Notfallplänen und -verfahren für IT-Systeme
* Erstellung von Notfallplänen und -verfahren für IT-Systeme
* Die Durchführung von Übungen und Tests, um die Wirksamkeit der Notfallpläne zu überprüfen
* Durchführung von Übungen und Tests zur Überprüfung der Wirksamkeit der Notfallpläne
* Die Dokumentation von IT-Systemen und -Prozessen, um eine schnelle Wiederherstellung zu ermöglichen
* Dokumentation von IT-Systemen und Prozessen, um eine schnelle Wiederherstellung zu ermöglichen
* Die Überwachung und Überprüfung der IT-Infrastruktur, um potentielle Ausfälle zu erkennen und zu verhindern
* Überwachung und Überprüfung der IT-Infrastruktur, um potenzielle Ausfälle zu erkennen und zu verhindern
* Die Sicherung wichtiger Daten und Anwendungen, um Verluste im Falle eines Ausfalls zu vermeiden.
* Sicherung wichtiger Daten und Anwendungen, um Verluste im Falle eines Ausfalls zu vermeiden.


Das Notfallmanagement ist ein wichtiger Bestandteil des Gesamt-BCM der Organisation, das über die IT hinaus geht und muss daher in enger Zusammenarbeit mit anderen Bereichen wie Finanzen, Personalwesen und Produktion durchgeführt werden, um eine integrierte und umfassende Notfallvorsorge zu gewährleisten.
Das Notfallmanagement ist ein wichtiger Bestandteil des gesamten BCM der Organisation, das über die IT hinausgeht und daher in enger Zusammenarbeit mit anderen Bereichen wie Finanzen, Personal und Produktion durchgeführt werden muss, um eine integrierte und umfassende Notfallvorsorge zu gewährleisten.


=== Begriffsdefinitionen ===
=== Begriffsdefinitionen ===
Schadensereignisse können den Betrieb der Organisation und damit die Erfüllung der Geschäftsprozesse negativ beeinflussen. Dabei werden drei Kategorien von Schadensereignissen unterschieden:
Schadensereignisse können den Betrieb der Organisation und damit die Erfüllung der Geschäftsprozesse negativ beeinflussen. Es werden drei Kategorien von Schadensereignissen unterschieden:


==== Störung ====
==== Störung ====
Eine Störung ist ein Schadensereignis, das im Normalbetrieb, d.h. innerhalb der maximal tolerierbaren Ausfallzeit behoben werden kann. Störungen werden im Rahmen des Incident-Managements im Regelbetrieb behoben und sind nicht Bestandteil eines Notfallmanagements. Dennoch kann es sinnvoll sein, auch Störungen im Rahmen des Notfallmanagements im Blick zu behalten, da ein gehäuftes Auftreten von Störungen auf ein strukturelles Problem hinweisen und damit das Risiko für einen Notfall erhöhen kann.  
Eine Störung ist ein Schadensereignis, das im Normalbetrieb, d.h. innerhalb der maximal tolerierbaren Ausfallzeit behoben werden kann. Störungen werden im Rahmen des Incident-Managements im Regelbetrieb behoben und sind nicht Bestandteil des Notfallmanagements. Dennoch kann es sinnvoll sein, auch Störungen im Rahmen des Notfallmanagements im Blick zu behalten, da ein gehäuftes Auftreten von Störungen auf ein strukturelles Problem hinweisen und damit das Risiko für einen Notfall erhöhen kann.  


==== Notfall ====
==== Notfall ====
Wenn die Auswirkungen einer Störung zu einem längeren Ausfall wichtiger Ressourcen führen und der reguläre Geschäftsbetrieb nicht innerhalb eines vereinbarten Zeitraums wiederhergestellt werden kann, spricht man von einem Notfall.
Ein Notfall liegt vor, wenn die Auswirkungen einer Störung zu einem längerfristigen Ausfall wichtiger Ressourcen führen und der reguläre Geschäftsbetrieb nicht innerhalb eines vereinbarten Zeitraums wiederhergestellt werden kann.


==== Krise ====
==== Krise ====
Ein Notfall, bei dem die Existenz der Organisation oder das Leben und die Gesundheit von Personen gefährdet sind, wird als Krise bezeichnet. Eine Krise ist ein langfristiges und ernstes Ereignis. Eine IT-Krise erfordert eine umfassende und strategische Reaktion, um die Auswirkungen auf die Organisation zu minimieren und den Betrieb wiederherzustellen.
Ein Notfall, bei dem die Existenz der Organisation oder das Leben und die Gesundheit von Menschen gefährdet sind, wird als Krise bezeichnet. Eine Krise ist ein langfristiges und schwerwiegendes Ereignis. Eine IT-Krise erfordert eine umfassende und strategische Reaktion, um die Auswirkungen auf die Organisation zu minimieren und den Betrieb wiederherzustellen.


=== Rechtliche Rahmenbedingungen ===
=== Rechtliche Rahmenbedingungen ===
Zeile 38: Zeile 38:


== Zielsetzung ==
== Zielsetzung ==
Das Ziel des Notfallmanagements besteht darin, sicherzustellen, dass die Organisation in der Lage ist, ihre Geschäftstätigkeit vor, während und nach einem Notfall aufrechtzuerhalten. Die Organisation muss in der Lage sein, ihre IT-Systeme und -Prozesse schnell und effektiv wiederherzustellen, um die Geschäftskontinuität zu gewährleisten. Die Richtlinie Notfallmanagement legt den organisatorischen Rahmen sowie den Geltungsbereich fest und beschreibt die Notfallprozesse und -verfahren, die Verantwortlichkeiten, Kommunikationspläne, Business Impact Analyse (BIA), Wiederherstellungspläne, Übungen und Tests sowie die Dokumentation und Revision.
Ziel des Notfallmanagements ist es, sicherzustellen, dass die Organisation in der Lage ist, ihre Geschäftstätigkeit vor, während und nach einem Notfall aufrechtzuerhalten. Die Organisation muss in der Lage sein, ihre IT-Systeme und -Prozesse schnell und effektiv wiederherzustellen, um die Geschäftskontinuität zu gewährleisten. Die Richtlinie Notfallmanagement legt den organisatorischen Rahmen und den Geltungsbereich fest und beschreibt Notfallprozesse und -verfahren, Verantwortlichkeiten, Kommunikationspläne, Business Impact Analyse (BIA), Wiederherstellungspläne, Übungen und Tests sowie Dokumentation und Revision.


== Geschäftsprozesse ==
== Geschäftsprozesse ==


=== IT-Systeme und Infrastruktur ===
=== IT-Systeme und Infrastruktur ===
''In diesem Abschnitt sollte eine Übersicht über die wichtigsten IT-Systeme und die zugehörige Infrastruktur bereitgestellt werden, die zur Erfüllung der Geschäftsprozesse erforderlich sind.''
''In diesem Abschnitt sollte ein Überblick über die wichtigsten IT-Systeme und die zugehörige Infrastruktur gegeben werden, die für die Durchführung der Geschäftsprozesse erforderlich sind.''


== Notfallprozesse und -verfahren ==
== Notfallprozesse und -verfahren ==
''Hier sollten die Schritte beschrieben werden, die im Falle eines Notfalls ausgeführt werden müssen, einschließlich der Prozesse zur Wiederherstellung der IT-Systeme.''
''Hier sollten die Schritte beschrieben werden, die im Notfall zu ergreifen sind, einschließlich der Verfahren zur Wiederherstellung der IT-Systeme.''


=== Verantwortlichkeiten ===
=== Verantwortlichkeiten ===


==== Organisationsleitung ====
==== Organisationsleitung ====
Die Organisationsleitung verantwortet das Notfallmanagement für die gesamte Organisation. Die hat die Leitlinienkompetenz für den Gesamtprozess und stellt die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen bereit.
Die Organisationsleitung ist für das Notfallmanagement der gesamten Organisation verantwortlich. Sie hat die Richtlinienkompetenz für den Gesamtprozess und stellt die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen zur Verfügung.


==== Notfall-Beauftragter ====
==== Notfallbeauftragter ====
Der Notfall-Beauftragte organisiert alle Aktivitäten im Notfallmanagement. Er etabliert die Prozesse zur Notfallvorsorge, Notfallmanagement, Notfallkommunikation, Notfallübungen und zur Nachbereitung von Vorfällen und der Auswertung von Übungen. Der Notfall-Beauftragte stimmt sich dabei eng mit dem Betrieb, dem ISB und der Organisationsleitung ab.
Der Notfallbeauftragte organisiert alle Aktivitäten des Notfallmanagements. Er etabliert die Prozesse der Notfallvorsorge, des Notfallmanagements, der Notfallkommunikation, der Notfallübungen sowie der Nachbereitung von Störfällen und der Auswertung von Übungen. Der Notfallbeauftragte stimmt sich eng mit dem Betrieb, dem ISB und der Organisationsleitung ab.


==== Mitarbeitende ====
==== Mitarbeitende ====
Auch alle Mitarbeitenden sind einen wichtigen Bestandteil des Notfallmanagements. Alle Mitarbeitenden sind aufgefordert, in ihren jeweiligen Aufgabenbereichen das Notfallmanagement zu unterstützen und mitzuwirken, dieses kontinuierlich weiterzuentwickeln, um die Organisation gegenüber Schadensereignissen und deren Auswirkungen resilienter zu machen.
Ein wichtiger Bestandteil des Notfallmanagements sind auch alle Mitarbeitenden. Alle Mitarbeitenden sind aufgefordert, in ihrem jeweiligen Aufgabenbereich das Notfallmanagement zu unterstützen und an dessen kontinuierlicher Weiterentwicklung mitzuwirken, um die Organisation gegenüber Schadensereignissen und deren Auswirkungen widerstandsfähiger zu machen.


=== Kommunikationspläne ===
=== Kommunikationspläne ===
Dieser Abschnitt sollte die Kommunikationskanäle und Verfahren beschreiben, die im Notfall genutzt werden, um sicherzustellen, dass alle relevanten Personen informiert werden.
''In diesem Abschnitt sollten die Kommunikationswege und -verfahren beschrieben werden, die im Notfall genutzt werden, um sicherzustellen, dass alle relevanten Personen informiert werden.''


=== Business Impact Analyse (BIA) ===
=== Business Impact Analyse (BIA) ===
Aufgabe der Business Impact Analyse ist es, zu analysieren, wie gravierend sich Ausfälle von Ressourcen auf kritische Geschäftsprozesse auswirken können. Das Ergebnis gibt Aufschluss darüber, welche Prozesse und Ressourcen besonders abzusichern sind, damit die Organisation auch in Notfällen und Krisen ihre wesentlichen Aufgaben erfüllen kann. Aus diesen Grund werden für alle kritischen Geschäftsprozesse der Organisation Business Impact Analysen durchgeführt.
Aufgabe der Business Impact Analyse ist es, die Auswirkungen von Ressourcenausfällen auf kritische Geschäftsprozesse zu analysieren. Das Ergebnis gibt Aufschluss darüber, welche Prozesse und Ressourcen besonders abgesichert werden müssen, damit die Organisation auch in Notfällen und Krisen ihre Kernaufgaben erfüllen kann. Aus diesem Grund werden Business Impact Analysen für alle kritischen Geschäftsprozesse der Organisation durchgeführt.


=== Wiederherstellungspläne ===
=== Wiederherstellungspläne ===
Für jeden kritischen Geschäftsprozess der Organisation werden Wiederherstellungspläne erstellt, die konkrete Maßnahmen und Handlungsanweisungen für einen Notbetrieb (Geschäftsfortführungsplan) und die vollständige Wiederherstellung (Wiederanlaufplan) enthalten:
Für jeden kritischen Geschäftsprozess der Organisation werden Wiederherstellungspläne erstellt, die konkrete Maßnahmen und Handlungsanweisungen für den Notbetrieb (Geschäftsfortführungsplan) und die vollständige Wiederherstellung (Wiederanlaufplan) enthalten:


==== Geschäftsfortführungsplan (GFP) ====
==== Geschäftsfortführungsplan (GFP) ====
Zeile 80: Zeile 80:
* Rückführung in den Normalbetrieb (Wiederanlauf)
* Rückführung in den Normalbetrieb (Wiederanlauf)


sowie die Notfall-Szenarien
sowie die Notfallszenarien


* Ausfall von Gebäuden/Arbeitsplätzen
* Ausfall von Gebäuden/Arbeitsplätzen
* Ausfall von Personal
* Ausfall von Personal
* Ausfall von IT-Systemen
* Ausfall von IT-Systemen
* Ausfall von technischen Anlagen (Fertigung/Betrieb)
* Ausfall technischer Anlagen (Fertigung/Betrieb)
* Ausfall von Dienstleistern
* Ausfall von Dienstleistern
* Ausfall von Informationen (Daten oder Dokumente)
* Ausfall von Informationen (Daten oder Dokumente)


==== Wiederanlaufplan ====
==== Wiederanlaufplan ====
Die Wiederanlaufpläne ergänzt den Geschäftsfortführungsplan im Operativen. Der Wiederanlaufplan beschreibt konkret für einzelne Ressourcen, was in welcher Reihenfolge zu tun ist, um nach dem Ausfall die Wiederaufnahme und Fortführung der Betriebsfunktion zu ermöglichen. Wiederanlaufpläne sind für jede einzelne kritische Ressource zu erstellen.
Der Wiederanlaufplan ergänzt den Geschäftsfortführungsplan im operativen Bereich. Der Wiederanlaufplan beschreibt konkret für einzelne Ressourcen, was in welcher Reihenfolge zu tun ist, um nach einem Ausfall die Wiederaufnahme und Fortführung der betrieblichen Funktion zu ermöglichen. Wiederanlaufpläne sind für jede einzelne kritische Ressource zu erstellen.


=== Übungen und Tests ===
=== Übungen und Tests ===
Es werden regelmäßig Übungen und Tests durchgeführt, um sicherzustellen, dass das Notfallkonzept funktioniert und alle beteiligten Personen wissen, was sie im Falle eines Notfalls tun müssen.  
Es werden regelmäßig Übungen und Tests durchgeführt, um sicherzustellen, dass das Notfallkonzept funktioniert und alle Beteiligten wissen, was im Notfall zu tun ist.  


* Für alle kritische Geschäftsprozesse finden jährlich theoretische Tests statt (Überprüfung der Wiederherstellungspläne auf Aktualität und Plausibilität).
* Für alle kritischen Geschäftsprozesse werden jährlich theoretische Tests durchgeführt (Überprüfung der Notfallpläne auf Aktualität und Plausibilität).
* Alle zwei Jahre und nach wesentlichen Änderungen finden praktische Tests statt in denen alle wesentlichen Funktionalitäten geprobt werden.
* Alle zwei Jahre und nach wesentlichen Änderungen finden praktische Tests statt, bei denen alle wesentlichen Funktionalitäten praktisch durchgespielt werden.


=== Dokumentation und Revision ===
=== Dokumentation und Revision ===
Die Vorgaben dieser Richtlinie und nachrangiger Dokumente (Wiederherstellungspläne) werden vom Notfall-Beauftragten jährlich sowie bei wesentlichen Änderungen der Geschäftsprozesse auf Einhaltung und Aktualität überprüft.
Die Vorgaben dieser Richtlinie und der nachgeordneten Dokumente (Notfallpläne) werden vom Notfallbeauftragten jährlich sowie bei wesentlichen Änderungen der Geschäftsprozesse auf Einhaltung und Aktualität überprüft.


=== Kontinuierliche Verbesserung ===
=== Kontinuierliche Verbesserung ===
Der Notfall-Beauftragte überprüft kontinuierlich die Angemessenheit und Effizienz des Notfallmanagements. Er identifiziert Korrektur- und Verbesserungsmaßnahmen und passt das Notfallmanagement an.
Der Notfallbeauftragte überprüft kontinuierlich die Angemessenheit und Wirksamkeit des Notfallmanagements. Er identifiziert Korrektur- und Verbesserungsmaßnahmen und passt das Notfallmanagement an.


== Schlussbemerkung ==
== Schlussbemerkung ==

Version vom 1. August 2023, 14:03 Uhr

Mustervorlage: "Richtlinie Notfallmanagement (BCM)"

Einleitung

Notfallmanagement oder "Business Continuity Management" (BCM) bezieht sich auf die Fähigkeit von Unternehmen und Organisationen, ihre Geschäftstätigkeit vor, während und nach einem Notfall aufrechtzuerhalten. Im IT-Bereich bezieht sich BCM auf die Fähigkeit eines Unternehmens, seine IT-Systeme und -Prozesse nach einem Ausfall schnell und effektiv wiederherzustellen, um die Geschäftskontinuität zu gewährleisten.

Dies enhält, ist aber nicht beschränkt auf die:

  • Erstellung von Notfallplänen und -verfahren für IT-Systeme
  • Durchführung von Übungen und Tests zur Überprüfung der Wirksamkeit der Notfallpläne
  • Dokumentation von IT-Systemen und Prozessen, um eine schnelle Wiederherstellung zu ermöglichen
  • Überwachung und Überprüfung der IT-Infrastruktur, um potenzielle Ausfälle zu erkennen und zu verhindern
  • Sicherung wichtiger Daten und Anwendungen, um Verluste im Falle eines Ausfalls zu vermeiden.

Das Notfallmanagement ist ein wichtiger Bestandteil des gesamten BCM der Organisation, das über die IT hinausgeht und daher in enger Zusammenarbeit mit anderen Bereichen wie Finanzen, Personal und Produktion durchgeführt werden muss, um eine integrierte und umfassende Notfallvorsorge zu gewährleisten.

Begriffsdefinitionen

Schadensereignisse können den Betrieb der Organisation und damit die Erfüllung der Geschäftsprozesse negativ beeinflussen. Es werden drei Kategorien von Schadensereignissen unterschieden:

Störung

Eine Störung ist ein Schadensereignis, das im Normalbetrieb, d.h. innerhalb der maximal tolerierbaren Ausfallzeit behoben werden kann. Störungen werden im Rahmen des Incident-Managements im Regelbetrieb behoben und sind nicht Bestandteil des Notfallmanagements. Dennoch kann es sinnvoll sein, auch Störungen im Rahmen des Notfallmanagements im Blick zu behalten, da ein gehäuftes Auftreten von Störungen auf ein strukturelles Problem hinweisen und damit das Risiko für einen Notfall erhöhen kann.

Notfall

Ein Notfall liegt vor, wenn die Auswirkungen einer Störung zu einem längerfristigen Ausfall wichtiger Ressourcen führen und der reguläre Geschäftsbetrieb nicht innerhalb eines vereinbarten Zeitraums wiederhergestellt werden kann.

Krise

Ein Notfall, bei dem die Existenz der Organisation oder das Leben und die Gesundheit von Menschen gefährdet sind, wird als Krise bezeichnet. Eine Krise ist ein langfristiges und schwerwiegendes Ereignis. Eine IT-Krise erfordert eine umfassende und strategische Reaktion, um die Auswirkungen auf die Organisation zu minimieren und den Betrieb wiederherzustellen.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Auflistung der rechtlichen und vertraglichen Rahmenbedingungen der Organisation.

Geltungsbereich

Die Richtlinie Notfallmanagement gilt für alle Geschäftsprozesse, Organisationseinheiten und Standorte der Organisation.

Zielsetzung

Ziel des Notfallmanagements ist es, sicherzustellen, dass die Organisation in der Lage ist, ihre Geschäftstätigkeit vor, während und nach einem Notfall aufrechtzuerhalten. Die Organisation muss in der Lage sein, ihre IT-Systeme und -Prozesse schnell und effektiv wiederherzustellen, um die Geschäftskontinuität zu gewährleisten. Die Richtlinie Notfallmanagement legt den organisatorischen Rahmen und den Geltungsbereich fest und beschreibt Notfallprozesse und -verfahren, Verantwortlichkeiten, Kommunikationspläne, Business Impact Analyse (BIA), Wiederherstellungspläne, Übungen und Tests sowie Dokumentation und Revision.

Geschäftsprozesse

IT-Systeme und Infrastruktur

In diesem Abschnitt sollte ein Überblick über die wichtigsten IT-Systeme und die zugehörige Infrastruktur gegeben werden, die für die Durchführung der Geschäftsprozesse erforderlich sind.

Notfallprozesse und -verfahren

Hier sollten die Schritte beschrieben werden, die im Notfall zu ergreifen sind, einschließlich der Verfahren zur Wiederherstellung der IT-Systeme.

Verantwortlichkeiten

Organisationsleitung

Die Organisationsleitung ist für das Notfallmanagement der gesamten Organisation verantwortlich. Sie hat die Richtlinienkompetenz für den Gesamtprozess und stellt die notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen zur Verfügung.

Notfallbeauftragter

Der Notfallbeauftragte organisiert alle Aktivitäten des Notfallmanagements. Er etabliert die Prozesse der Notfallvorsorge, des Notfallmanagements, der Notfallkommunikation, der Notfallübungen sowie der Nachbereitung von Störfällen und der Auswertung von Übungen. Der Notfallbeauftragte stimmt sich eng mit dem Betrieb, dem ISB und der Organisationsleitung ab.

Mitarbeitende

Ein wichtiger Bestandteil des Notfallmanagements sind auch alle Mitarbeitenden. Alle Mitarbeitenden sind aufgefordert, in ihrem jeweiligen Aufgabenbereich das Notfallmanagement zu unterstützen und an dessen kontinuierlicher Weiterentwicklung mitzuwirken, um die Organisation gegenüber Schadensereignissen und deren Auswirkungen widerstandsfähiger zu machen.

Kommunikationspläne

In diesem Abschnitt sollten die Kommunikationswege und -verfahren beschrieben werden, die im Notfall genutzt werden, um sicherzustellen, dass alle relevanten Personen informiert werden.

Business Impact Analyse (BIA)

Aufgabe der Business Impact Analyse ist es, die Auswirkungen von Ressourcenausfällen auf kritische Geschäftsprozesse zu analysieren. Das Ergebnis gibt Aufschluss darüber, welche Prozesse und Ressourcen besonders abgesichert werden müssen, damit die Organisation auch in Notfällen und Krisen ihre Kernaufgaben erfüllen kann. Aus diesem Grund werden Business Impact Analysen für alle kritischen Geschäftsprozesse der Organisation durchgeführt.

Wiederherstellungspläne

Für jeden kritischen Geschäftsprozess der Organisation werden Wiederherstellungspläne erstellt, die konkrete Maßnahmen und Handlungsanweisungen für den Notbetrieb (Geschäftsfortführungsplan) und die vollständige Wiederherstellung (Wiederanlaufplan) enthalten:

Geschäftsfortführungsplan (GFP)

Ein Geschäftsfortführungsplan (GFP) ist ein Handlungsleitfaden zum Aufbau eines Notbetriebs in Notfällen oder Krisen. Der GFP regelt wie, wo und ggf. mit wem (z.B. externe Dienstleister) ein Notbetrieb der Geschäftsprozesse gewährleistet werden kann.

Ein GFP muss mindestens folgende Inhalte berücksichtigen:

Phasen eines Notfalls

  • Alarmierung, Eskalation, Kommunikation
  • Einleitung des Notbetriebs
  • Durchführung des Notbetriebs
  • Rückführung in den Normalbetrieb (Wiederanlauf)

sowie die Notfallszenarien

  • Ausfall von Gebäuden/Arbeitsplätzen
  • Ausfall von Personal
  • Ausfall von IT-Systemen
  • Ausfall technischer Anlagen (Fertigung/Betrieb)
  • Ausfall von Dienstleistern
  • Ausfall von Informationen (Daten oder Dokumente)

Wiederanlaufplan

Der Wiederanlaufplan ergänzt den Geschäftsfortführungsplan im operativen Bereich. Der Wiederanlaufplan beschreibt konkret für einzelne Ressourcen, was in welcher Reihenfolge zu tun ist, um nach einem Ausfall die Wiederaufnahme und Fortführung der betrieblichen Funktion zu ermöglichen. Wiederanlaufpläne sind für jede einzelne kritische Ressource zu erstellen.

Übungen und Tests

Es werden regelmäßig Übungen und Tests durchgeführt, um sicherzustellen, dass das Notfallkonzept funktioniert und alle Beteiligten wissen, was im Notfall zu tun ist.

  • Für alle kritischen Geschäftsprozesse werden jährlich theoretische Tests durchgeführt (Überprüfung der Notfallpläne auf Aktualität und Plausibilität).
  • Alle zwei Jahre und nach wesentlichen Änderungen finden praktische Tests statt, bei denen alle wesentlichen Funktionalitäten praktisch durchgespielt werden.

Dokumentation und Revision

Die Vorgaben dieser Richtlinie und der nachgeordneten Dokumente (Notfallpläne) werden vom Notfallbeauftragten jährlich sowie bei wesentlichen Änderungen der Geschäftsprozesse auf Einhaltung und Aktualität überprüft.

Kontinuierliche Verbesserung

Der Notfallbeauftragte überprüft kontinuierlich die Angemessenheit und Wirksamkeit des Notfallmanagements. Er identifiziert Korrektur- und Verbesserungsmaßnahmen und passt das Notfallmanagement an.

Schlussbemerkung

Inkrafttreten

Diese Richtlinie tritt zum 01.01.2222 in Kraft.

Freigegeben durch: Organisationsleitung

Ort, 01.12.2220,

Unterschrift, Name der Leitung